nt-grundtext

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Forschungslücke Lektionarstext


Eine weitere Forschungslücke betrifft den Text der Lektionare (Handschriften mit Einteilungen für Leseabschnitte).


   Bedeutung des Lektionarstextes und unzureichender Forschungsstand


Der Wortlaut der Lektionarshandschriften ist gegenwärtig noch unzureichend erforscht. Man weiß vor allem, dass er der byzantinischen Textform nahesteht, jedoch bildet er eine vom griechischen Mehrheitstext relativ unabhängige Überlieferungslinie. Denn nachdem der zugrundelegte Text erst einmal in die Reihenfolge der Leseordnung der Lektionare gebracht wurde, wurden Lektionare natürlich in der Regel von Lektionaren abgeschrieben, nicht von gewöhnlichen NT-Handschriften, die eine erneute Umstellung erforderlich gemacht hätten. Aufgrund dieser relativen Unabhängigkeit kann der Lektionarstext als ein indirekter, aber wichtiger Zeuge für den byzantinischen Text angesehen werden und ist somit auch für Textentscheidungen in gewisser Weise relevant. Jedoch gibt es bis jetzt noch keine zuverlässige Ausgabe des Lektionarstextes (keine textkritische Ausgabe mit Dokumentation der Varianten in einem Apparat).


   Geplante Erforschung

    


Daher müssen zumindest einige repräsentative Lektionarshandschriften kollationiert werden, um eine ausreichende Sicherheit bei der Angabe des Lektionarstextes im Apparat der Grundtextausgabe zu gewährleisten. Zu diesem Zweck sollen auch die grundlegenden Texttypen innerhalb der Lektionarsüberlieferung berücksichtigt werden; nach Paul Anderson sind dies der φ-Typ und der β-Typ, wobei letzterer sich aufteilt in K und f.35. Langfristig wird vom CSPMT eine kritische Ausgabe des Lektionarstextes angestrebt, zumindest von den Evangelien, unter dem Titel “The Greek Gospel Lectionary: Critical Edition”.

Auch wenn die Forschung an den Lektionaren von sekundärer Bedeutung zu sein scheint und andere Arbeitsbereiche Vorrang haben, darf sie nicht völlig vernachlässigt werden.